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6. Rammenauer Pokalturnier in Bischofswerda: TV-Asse stechen auch in Sachsen

Bericht vom 25.11.06 - Autor: Alexander Schmitz

Gäbe es ein Miles & More – Programm beim TV, so hätten sechs Kämpfer ihr Konto gewaltig aufgestockt. Mehr als 1000 Kilometer wurden auf der Reise nach Bischofswerda, nahe der deutsch-tschechischen Grenze, zurückgelegt. Nach einer erschöpfend langen Fahrt, durch viele Staus verursacht, wurde souverän das Wiegen angegangen und durch einen Mitternachtssnack bei einer großen bekannten Fast-Food-Kette abgeschlossen. Damit begannen jedoch erst die Probleme. Auf Grund eines Missverständnisses musste man nämlich die Nacht im Bulli verbringen. Dies war eine recht kalte (3 Grad Celsius Außentemperatur) und ungemütliche (wenig Platz) Tortur. Zusätzlich verpasste man auch noch das Frühstück und fuhr ausgehungert zur Halle. Entsprechend gerädert trat man am nächsten Tag bei der U 17- und U 20-Konkurenz an. Wer allerdings nun eine dürftige Vorstellung erwartete, wäre bitter enttäusch worden. Timo Peschka (-60 kg) zeigte, dass die ungewohnte Embryonalstellung in der Nacht, seinen flinken Beinen nicht geschadet hatte. Denn schon nach recht kurzer Zeit gelang ihm ein sauberer O-guruma links. Den zweiten Kampf gewann er vorzeitig mit einem Haltegriff. Das Finale jedoch verlor er unglücklich durch zwei Waza-ari und belegte am Ende Platz zwei. Nächster Kämpfer war Michael Leer (-66 kg), den der eiskalte Fußboden des Kofferraums nicht hatte erstarren lassen. Trotzdem suchte Michael wieder die Nähe des Bodens und hielt seinen Gegner 25 Sekunden sicher im Haltegriff. Im Halbfinale traf er dann auf einen starken Gegner, gegen den er bis kurz vor Schluss deutlich führte, bevor er ihm im Haltegriff dann doch unterlag. Im kleinen Finale lag Michael nun wieder oben und errang Platz drei. Lucas Müller (-73 kg) hatte in der Nach mit drei Sitzen die am wenigsten unglückliche Schlafposition erwischt. Leider traf er jedoch im ersten Kampf auf einen sehr starken Gegner, der wohl eine weitaus bessere Nachtruhe genossen hatte und Lucas mit Harai-goshi warf. Gegen seinen zweiten Kontrahenten konnte er den Kampf trotz einer im ersten Kampf wieder aufgetretenen Schulterverletzung lange offen gestalten, ehe durch einen Haltegriff verlor. In derselben Gewichtsklasse, nur eine Altersgruppe tiefer, startete Dominik Brett, der durchschnittlich auf 2,2 Sitzen geschlafen hatte. Dies ließ er seinen ersten Gegner spüren. Fleißig sammelte er Yukos und Kokas und gewann so über die Zeit. Durch diesen Sieg stand er im Finale, dass er durch einen spektakulären Te-guruma für sich entschied. Der letzte Starter am Samstag war Jan Prößdorf (-81 kg), der für Michael den Kofferraumplatz vorgewärmt hatte und die letzten Stunden der Nacht auf dem Rest verbrachte, den ihm Dominik zugestanden hatte. Gleich im ersten Kampf traf er auf einen Kämpfer aus einer höheren Liga, von dem er durch einen Beinwurf bezwungen wurde. Kampf Nummer zwei war dann mehr nach Jans Geschmack, was sein Sieg durch Haltegriff zeigte. Den Einzug in den Kampf um Platz drei verpasste er dadurch, dass er gehebelt wurde. Am nächsten Tag traten bis auf den verletzten Lucas alle Kämpfer bei den Männern an. Dazu kam noch Alexander Schmitz (-81 kg), der weder auf dem Fahrersitz, noch im Bett lange schlief, da ihm immer noch seine angeschlagene Schulter quälte. Trotzdem konnte er seine beiden Kämpfe lange offen gestalten und verlor nur knapp. Besonders im zweiten Kampf war er dicht an einem Sieg dran, wozu ihm jedoch nur ein Yuko fehlte. Auch Jan konnte am Sonntag trotz größter Bemühungen keinen Sieg für sich verbuchen. Im ersten Kampf führte er sogar mit Waza-ari. Unglücklicherweise übersahen die Kampfrichter ein klares Kehlkopfwürgen gegen Jan, gegen das er aufgeben musste. Den nächsten Kampf verlor er durch Haltegriff. Mit etwas Losglück starteten Michael und Dominik in ihre Kämpfe, aber so mancher Judoka hätte sein sofortiges Karriereende verkündet, wenn er gewusst hätte, dass er gegen einen 15- bzw. 16-jährigen sich sehr schwer getan oder sogar verloren hatte. Während Michael seinen Kampf mal wieder mit Haltegriff gewann, gewann Dominik durch Wurf. Michael traf dann auf einen Leipziger Regionalliga-Kämpfer, dem er vier Minuten lang erfolgreich Paroli bieten konnte. Auch Dominik kämpfte mehr als drei Minuten gegen einen Schwarzgurt, der nur durch seinen starken Griff auffiel. Dagegen versuchte Dominik einen Technikansatz nach dem anderen, bevor er jedoch ausgekontert wurde. In der Trostrunde konnte Dominik durch Tai-otoshi einen weiteren routinierten Kämpfer schlagen. Sein nächster Kampf ging über die volle Zeit. In einem spannenden Duell wog die Entscheidung hin und her. Trotz größtem Einsatz gegen einen teils unfair kämpfenden, aber technisch guten Gegner, fehlte nur ein Yuko zum Weiterkommen. Michael traf im kleinen Finale auf einen Braungurt, den er jedoch nie zur Entfaltung kommen ließ und ihn schön mit Sasae-tsuri-komi-ashi warf. Letzter Starter des TV war Timo. Gegen einen Gegner, den noch aus dem Vorjahr von einem anderen Turnier kannte, kam Timo mehrmals aussichtsreich mit De-ashi-barai zum Zug, allerdings nicht wertungsentscheidend. So verlor er durch zwei Waza-ari. Der Ärger darüber entlud sich in einem Te-guruma, nach wenigen Sekunden, durch den Timo Kampf Nummer zwei gewann. Einmal in Fahrt, knallte er seinen nächsten Gegner eindrucksvoll mit Yoko-sumi-gaeshi in die Matte, bevor er im abschließenden Kampf auf den Bruder von Michaels Halbfinalgegner traf. Dieser warf dann Timo kraftvoll mit einem Laats-Abtaucher. Nun hatte Timo, wie zwei seiner Konkurrenten, zwei Siege. Da in Sachsen dann das Gewicht zählt, wurden alle drei zur Waage gebeten. Und siehe da, um 200 Gramm konnte Timo Platz zwei für sich erringen! In der abschließenden Pokalwertung belegte man von 23 Mannschaften Platz zwölf. Trotz der langen Anreise und den anderen Problemchen war es eine tolle Reise, die allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht hat und nach Wiederholung ruft.

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